tag:blogger.com,1999:blog-50042636679000937592024-02-08T11:39:05.695+01:00Morbus PickUnknownnoreply@blogger.comBlogger13125tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-52395872388790135392012-08-29T16:49:00.003+02:002012-08-29T16:49:43.817+02:00Parenting With A Brain Disease/Kindererziehung mit einer Hirnerkrankung23.05.2012 by Alice G. Walton - <a href="http://www.forbes.com/sites/alicegwalton/2012/05/23/parenting-with-a-brain-disease-inside-the-mind-of-frontotemporal-degeneration/" target="_blank">Original Artikel in Englisch/Forbes Online-Magazin</a><br />
<br />
<b>Kindererziehung mit einer Hirnerkrankung: Innerhalb der Gedanken von Frontodemporaldemenz</b><br />
<br />
<i>(Es handelt sich hier um eine Arbeitsübersetzung - sprachlich nicht
ausgefeilt und sicherlich nicht ganz ohne Fehler, aber hoffentlich
dennoch gut lesbar und verständlich).</i><br />
<br />
<i>Ein junger Patient mit einer seltenen Hirnerkrankung berichtet wie es ist, ein Vater und Ehemann zu sein, während seine Fähigkeiten und seine Freiheiten dahinschwinden. </i><br />
<i><br /></i>
Mitt 44 Jahren hat Matt Rouse die Art eines zurückgelehnten, jugendlichen Charme, der zu dem Fehler verleitet, ihn für einen Uni-Absolventen von gegenüber zu halten. Seine schlagfertige und unkomplizierte Art täuscht über seine Verfassung hinweg - frontotemporale Degeneration (FTD), eine seltene Form der Demenz, die früher als andere auftritt und die fundamentalen Aspekte einer Person hinsichtlich Verhalten, Persönlichkeit, Urteilsvermögen, Empathie und Entscheidungskraft zerstört. Matt gibt als erstes zu, dass er sich noch nicht mit der ein-Jahr-alten Diagnose abgefunden hat. Er lebt in ständiger Angst davor, dass eine kleine Abweichung in seinem Verhalten oder Urteilsvermögen - FTD-verursachte Fehler und "ehrliche Fehler" sind schwer zu unterscheiden - weitere seiner schwindenden Freiheiten wegnehmen werden, was für ihn eine der schwierigsten Seiten dieser Erkrankung ist.<br />
<br />
Noch vor anderthalb Jahren erklomm Matt's Karriere hohe Gipfel: Er war ein Musikpastor in Tuscaloosa und trat vor 1000 Gläubigen jeden Sonntag auf; die Auftritte wurden im Radio und Fernsehen in ganz Alamaba übertragen. "Mein Job war extrem sichtbar," sagt er. "Ich war überall in der Stadt bekannt, weil die Leute mein Gesicht jede Woche im Fernsehen sahen. Es war sehr schwierig diese Welt zu verlassen, für die ganze Familie." <br />
<br />
Matt's neurologische Symptome begannen vor ca. 4 Jahren bei einem Auftritt, als er einen dreieinhalb-Minuten-langen epileptischen Anfall hatte, während er einen Gottesdienst vor 900 Leuten leitete. Er hat seitdem keinen weiteren Anfall gehabt, und die Ärzte sind sich nicht sicher, ob dieser epileptische Anfall mit seiner FTD zusammenhängt. Die FTD-Symptome begannen vor anderthalb Jahren, als er realisierte, dass er nicht mehr in der Lage war Entscheidungen zu treffen wie gewöhnlich. "Die Dinge, die einst sehr einfach zu verstehen waren," sagt Matt, "wurden allmählich unmöglich. Es war wie durch Beton zu gehen." Er hatte für die Planung von Musicals und speziellen Veranstaltungen immer eine Pinnwand in seinem Büro benutzt, aber in den Monaten um seinen 43. Geburtstag, "war plötzlich nicht genug Platz an der Pinnwand, um alles, was ich benötigte, anzuheften, weil ich es nicht in meinem Kopf behalten konnte." Matt ergänzt, dass "die Messlatte meine eigene Leistung in den vorangegenangenen Monaten und Jahren war. Ich fing an zu begreifen, dass irgendetwas nicht besser wurde."<br />
<br />
Matt's FTD-Diagnose wurde relativ schnell gestellt, es dauerte nur 5 Monate, statt vieler Jahre, wie bei vielen anderen FTD-Patienten. Es wurde beschleunigt durch die Tatsache, dass er und seine Frau wegen eines Familienmitgliedes in die Mayo Klinik nach Florida reisten. Matt erhielt dort einen Termin mit einem Neurologen, der, in Zusammenarbeit mit Matt's medizinischem Team zu Hause, schließlich die FTD erkannte.<br />
<br />
Die Diagnose war das erste einer ganzen Reihe unglücklicher Ereignisse im Haushalt Rouse: Matt's Frau verlor ihren Job und sein Stiefvater starb innerhalb weniger Monate. Es war kein einfaches Jahr für die Rouses. <br />
<br />
<b>Leben unter dem Mikroskop</b><br />
<br />
Die meiste Zeit ist es schwer für Matt seine Symptome zu sehen, welche, soweit er berichten kann, schleichend verändertes Verhalten und Mangel an Fähigkeiten, die er als Multi-tasker gewohnt war, einschließen.<b> </b>Besonders hart für ihn ist es, seine Defizite zu erkennen - jetzt, wo er den ganzen Tag zu Hause ist, nachdem er seinen Job aufgeben musste wegen der auftretenden Symptome. "Wenn Du nicht länger arbeitest, verlierst Du wirklich die Messlatte. "Du bist nicht in einem Umfeld, das Dich testet: Da ist kein sichtbares Anzeichen von etwas, was Du tun solltest, aber nicht getan hast."<br />
<br />
Aber Matt sagt, zu Hause wird er oft auf andere Weise an seine Defizite erinnert. Ein Leben in dem Wissen, dass alles, was er tut, untersucht und beurteilt wird, ist nicht einfach, sagt er. Wenn ich vor zehn Jahren einen Fehler machte, was es keine große Sache. Aber heute ist jeder Fehltritt ein Symptom, und jeder falsche Schritt ein Grund für seine Ärzte und seine Frau, ihm ein weiteres "Privileg" wegzunehmen.<br />
<br />
"Wenn ich Auto fahre und die Reifen nur ein wenig über der Spur bewegen. habe ich eine fesselnde Angst darüber, wie weit ich davon entfernt bin, meinen Führerschein zu verlieren. In den Gedanken meiner Frau ist es ein anderes Kontrollhäkchen auf der Liste der Dinge, die ich nicht tun darf. Du lebst in einem Staat der Angst, dass Du irgendetwas Falsches tust und die Konsequenz ist, die Freiheit zu verlieren. Und Du willst nicht Deine Freiheit verlieren."<br />
<br />
Matt ergänzt, dass der New York Times-Artikel über die Frenches ihn zu Tode erschreckt hat - in jedem Fall. "Der Patient, Mr. French, ist ein guter Koch gewesen, und den Topflappen zu verbrennen war ein Alarmsignal. Diese Lektüre hat mich erschreckt - ich liebe es zu kochen! Ich bin die zweite Generation Cajun - wenn ich nicht kochen kann, was dann? Was ist, wenn ich einen kleinen Fehler in der Küche mache? Die Pop Tarts im Toaster verbrenne? Bum. Ich könnte meine Küchenprivilegien komplett verlieren." <br />
<br />
<b>Gefangen in der Mitte</b><br />
<br />
Zwischen unseren Telefongesprächen, ungefähr eine Woche zuvor, verlor Matt schließlich doch seinen Führerschein. "Verschiedene Ereignisse geschahen, so dass meine Frau mit dem Arzt sprach, und die Entscheidung gefallen ist," sagt er. Er denkt nicht, dass seine Fehler nicht auch von einer gesunden Person gemacht würden, aber wieder ist es sehr schwer für ihn zu berichten.<br />
<b> </b><br />
"Ich denke es ist gang und gäbe in diesen Dingen. Ich habe oft meine Frau gefragt, "was für Probleme habe ich mit meinem Urteilsvermögen"? und sie erzählt mir, "Du würdest es nicht verstehen." Meine Freunde sagen, sie stellen nichts fest, oder, dass es keine große Sache ist. Das ist der Kampf, in dem der Patient in der Mitte gefangen ist." Im Vertrauen auf die anderen, die ihm sagen wie er ist, ist es hart für ihn abzuschätzen, wie gut oder schlecht er handelt. "Weil jeder mir unterschiedliche Dinge erzählt, ist es so, als hätte ich keine Fähigkeit mehr, die Realität zu erkennen."<br />
<br />
Ironischerweise hat er die meisten seiner Freiheiten freiwillig abgegeben um sie zu erhalten. "Wenn ich sage, 'Nein, ich gebe die Autoschlüssel nicht ab!' Na ja, dann schieße ich mich selbst in den Fuß. Dann habe ich gezeigt, dass ich die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung nicht habe. So gibst Du die Schlüssel ab, denn wenn Du Dich weigerst, dann wird es für jeden noch schwieriger."<br />
<br />
Der Verlust der Freiheiten spannt eine Skala von mehr machbar zu massgeblich, wie die medizinische Pflege. "Du verlierst tatsächlich die Kontrolle über Deine eigene medizinische Geschichte," sagt er. "Und das ist sehr hart. Du gehst in das Sprechzimmer des Arztes, aber Du gehst nicht allein, Deine Frau geht mit Dir. Irgendjemand ist immer da, der dem Arzt erzählt, wie es Dir geht - Deine Symptome und Defizite. Meine Meinung ist nicht immer dieselbe wie die um mich herum. So bin ich also wieder in der Mitte steckengeblieben. Und ich kann nicht dagegen kämpfen, denn sie werden mir dann mehr "glückliche Medizin" geben, wenn Du weißt, was ich meine."<br />
<br />
Nach einer Pause ergänzt er: "Man verliert die Kontrolle über das eigene Leben. Und wenn Du das kapieren kannst, wenn Du diesen Kontrollverlust begreifst, ist es sehr, sehr hart."<br />
<br />
<b>Kindererziehung mit Demenz</b><br />
<br />
An FTD leiden und mit jüngeren Kindern zusammenleben ist nicht die ideale Kombination, und seit seine Erkrankung voranschreitet, wird es nicht einfacher. Matt hat vom Arzt den Ratschlag erhalten, einen Schritt zurückzutreten in der Kindererziehung, weil Bedenken bestünden, dass sein eigenes verändertes Verhalten im Eiltempo voranschreiten würde. Seine Kinder, 14 und 16, hatten eine harte Zeit mit der Diagnose ihres Vaters, aber Matt's Beziehung zu seinem Sohn, dem jüngeren der beiden, hat die größte Veränderung erfahren. "Irgendwie foppen mein Sohn und ich uns am meisten. Ich weiß nicht, warum es er ist und nicht sie, außer dass Du Jungen anders erziehst als Mädchen. Zurück zu dem, was die Ärzte gesagt haben, ist es so, das es eine Herausforderung für mich ist, nicht über zu reagieren.<b> </b>Besonders wenn sie Teenies sind, musst Du mehr einstecken als sonst."<br />
<br />
Glücklicherweise hat Matt immer noch die Erkenntnis seines eigenen Verhaltens und die Fähigkeit es selbst zu steuern. "Ich habe immer noch das Können der Selbsterkenntnis. Ich muss mich zurückziehen, pausieren und darüber nachdenken, bevor ich handle. In Kenntnis meines Handelns ist es - besonders mit meinem Sohn - eine große Aufgabe. Ich habe anderen Gestalten erlaubt, anderen männlichen Personen, die wir respektieren und denen wir vertrauen, in unser Haus zu kommen und Vorbilder im Rollenverhalten zu sein. Ich weiß nicht sicher, wie mein Sohn damit umgehen wird."<br />
<br />
Matt ist sich auch nicht sicher darüber, wieviel seine Kinder von seinen Kämpfen mitbekommen, aber er weiß, dass sie eine harte Zeit haben mit der Tatsache, dass er nicht "krank" aussieht, sich aber unterschiedlich manchmal benimmt. "Die Kinder sagen, sie bemerken nicht wirklich meine Symptome, aber wenn Du ein Teenage-Kind bist, willst Du wirklich Deinem Vater erzählen, "He, Du hast diese Dummheit gemacht, Dad"? Es ist hart, dass es in diesem Maße von ihnen abhängt und ihnen zu sagen: "Leute, ich brauche Hilfe. Diese Erziehungs-Dynamik ist schwer."<br />
<br />
<b>Vorwärtsbewegung</b><br />
<br />
Matt's Akzeptanz seiner Diagnose ist ein immernoch arbeitender Prozess. Er ist noch nicht dafür bereit, entsprechende Gruppen zu besuchen<b>, </b>und er hasst es, etwas über die Erkrankung zu lesen. Er hasst es noch vielmehr, wenn sein Frau etwas Neues darüber lernt, weil es zu einer Art "selbsterfüllenden Prophezeihung" wird", gewöhnlicherweise führt es zu noch intensiverer Mikroskopie.<br />
<b> </b><br />
"Ich versuche es zu akzeptieren, meinen Weg zu finden, damit zurechtzukommen. Die Diagnose ist anderthalb Jahre alt, und ich bin immer noch am Kämpfen, um sie zu akzeptieren. Andere Leute schreiben Briefe und besuchen Gruppen, und ich bin wie 'Hm, ich fühle noch nicht den Nutzen, dies zu tun.' Ich bin noch nicht dafür bereit."<br />
<br />
Um es vorsichtig auszudrücken, Matt's persönlicher Glaube hat es versucht. "Ich weiß, dass schlechte Dinge guten Menschen passieren, aber es ist wie, ist es wirklich, wo Du mein Leben nimmst, Gott? Wirklich? Aber ich akzeptiere die guten Dinge im Leben, dann muss ich Manns genug sein, die schlechten ebenfalls zu akzeptieren. Dies sind die Zeiten, in denen Du Deinen Glauben wirklich testest. Ohne meinen Glauben wäre ich total aufgelöst." Matt vertraut immer noch auf Gottes Plan für ihn und seine Familie, allerdings ist er immernoch dabei, ihn zu verstehen. <br />
<br />
Matt's letzte Gedanken: "Ich habe dieses Ding, das mit erzählt wurde: Diese Diagnose. Persönlich setze ich mich immernoch damit auseinander. Aber in der Zwischenzeit ist die Herausforderung, jeden Moment so zu nehmen wie ich kann, ihn voll zu erleben, und dann zu gehen. Auf der Rückseite, ist das nicht so, wie jeder von uns leben sollte? Die Wahrheit ist, dass Du niemals weißt, wann Dich irgendetwas schlagen wird. Das Leben auf der Erde ist sehr, sehr schwierig unter diesen besten Umständen. Und es ist sehr kurz. Auf der Skala der menschlichen Geschichte sind wir nur ein kleiner Punkt. So handle, wie Du handeln muss und warte nicht ab. Du möchtest nicht mit Bedauern zurückblicken. Du wirst nie wissen, was noch kommt. Das ist keine einfache Straße gewesen. Aber die Liebe und Unterstützung meiner Frau und meiner Familie zu haben, um dies alles durchzustehen...ich könnte nicht um mehr bitten."<br />
<br />
<i>To be continued...</i><br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-78938129620371843332012-06-13T10:08:00.001+02:002012-06-13T10:32:25.677+02:00The Disease That Stole My Career/Die Krankheit, die mir meine Karriere gestohlen hat15.05.2012 by Alice G. Walton - <a href="http://www.forbes.com/sites/alicegwalton/2012/05/15/the-disease-that-stole-my-career-inside-the-mind-of-frontotemporal-degeneration/" target="_blank">Original Artikel in Englisch/Forbes Online-Magazin</a><br />
<br />
<b>Die Krankheit, die mir meine Karriere gestohlen hat: Innerhalb der Gedanken von Frontodemporaldemenz</b><br />
<br />
<i>(Es handelt sich hier um eine Arbeitsübersetzung - sprachlich nicht ausgefeilt und sicherlich nicht ganz ohne Fehler, aber hoffentlich dennoch gut lesbar und verständlich).</i><br />
<br />
<i>Eine Patientin mit Frontotemporaldegeneration (FTD) berichtet darüber, wie es ist, mit einer Erkrankung zu leben, die ihre Karriere zerstört hat. Weitere Patienten werden in den kommenden Wochen ihre eigenen Geschichten berichten.</i><br />
<br />
Diana ist kein Mauerblümchen. Das ist sie nie gewesen, aber die Erkrankung FTD hat Ihre Tendenzen über Nonsens-Ideen verstärkt. Als Single war sie über die wachsende Anzahl von Frauen in der ähnlichen Situation besorgt: Die alternde Nachkriegsgeneration, die niemals geheiratet oder einen Partner gefunden hat, jetzt aber mit jedem Wehwechen im Alter beschäftigt ist - oder aufgrund des Alterungsprozesses - einfach mit sich selbst. Glücklicherweise war Diana erfolgreich im Beruf und hatte rechtzeitig mit drei verschiedenen Berufsunfähigkeits-/Krankenversicherungen vorgesorgt. Aber nicht alle Frauen - oder auch Männer - sind in dieser glücklichen Lage.<br />
<br />
Diana war senior Vizepräsidentin einer Investmentgesellschaft und war sehr erfolgreich in Ihrem Job. "Die Finanzwelt ist nie eine weibliche Welt gewesen", sagt sie, und in Tampa, wo sie lebt und gearbeitet hat, waren die beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten für eine "Powerfrau" noch härter. "Es ist eine tolle, fantastische Stadt, aber eine Stadt der männlichen alten Seilschaften." Dennoch schuf sie sich selbst einen Platz, zeichnete sich aus und fand ein auskömmliches Leben.<br />
<br />
Die erste Symptome bemerkte sie 2009 bei der Arbeit. "Ich hatte einfach nicht meinen üblichen Enthusiasmus"," sagt sie. "Aber dann begann ich zu weinen bei der Arbeit, und ich werde sonst nie emotional auf meinem Arbeitsplatz. Der Markt war hart, aber ich hatte bereits weitaus härte Märkte zuvor erlebt. Ebenso fing ich an, kleinere Dinge zu vergessen, wie Namen, nichts Großes. Ich bat meine Sekretärin Dinge zu tun zweimal, weil ich vergessen hatte, dass ich bereits schon einmal darum gebeten hatte."<br />
<br />
Zu diesem Zeitpunkt erarbeitete sie weiterhin gute finanzielle Entscheidungen für Ihre Kunden, aber, so fügt sie hinzu "meine Personlichkeit war immer mehr gestresst, und ich ging unterschiedlich mit den Leuten um. Es fühlte sich nicht wie Diana an. Ich hatte immer eine direkte Persönlichkeit, aber ich begann zu bemerken, dass ich nicht ich selbst war. Außerdem hatte ich zunehmend Schwierigkeiten, meine beruflichen Aufgaben zu erfüllen; Ich verlor meinen Fokus. Schließlich entschied ich, etwas zu unternehmen." Sie ließ eine Reihe von medizinischen Tests über sich ergehen, die in einer Kernspintomographie gipfelten, welche FTD vermutete. "Dann hatte ich einen neuropsychologischen Test und 'Kawumm", sagt sie, "das passte alles."<br />
<br />
Eine der härtesten Auswirkungen von FDT war das Verlassen des Berufslebens, in dem sie Erfolg hatte. "Mein Neurologe war darüber besorgt, das ich mich selbst oder meine Kunden mit falschen finanziellen Entscheidungen gefährden könnte, da diese Teil der Erkrankung sind. Er befahl mir, umgehend mit der Arbeit aufzuhören. "Wenn ich Wäsche bei Macy's gefaltet hätte, wäre es okay gewesen weiterzumachen, aber in meiner Position musste ich aufhören, ohne weiteres. Mein ausführendes Handeln war eingeschränkt, und ich verlor komplett meine Fähigkeit für Multi-Tasking; das ist FTD." Nachdem sie jahrelang 65 Stunden in der Woche gearbeitet hatte, war "der Arbeitsplatzverlust für mich extrem schwierig," sagt sie. "Und wenn Du keine Anwesenheit mehr in der Geschäftswelt hast, vergessen Dich die Leute."<br />
<br />
Die Reaktionen um sie herum waren eine andere zermürbende Seite dieser Erkrankung. Diana, jetzt 59, ist lustig, fröhlich und kommunikativ. Aber ihrer starke Personlichkeit und der ständige Rückgang für Empathie, was FTD gemeinsam ist, sagt sie, ließen sie ihre Freunde verlieren, und ehemalige Kunden kontaktierten sie nicht mehr oft. "Leute schauten mich an, sagten 'Dir geht es gut' und gingen wieder, oder ich habe simuliert, weil der Markt südlich ging. "Na ja, mir geht es nicht gut," sagt sie. "Ich würde so gerne wieder zurückgehen und 'Geld machen', wie ich es gewohnt war. Simulieren ist das Letzte, was ich tun wollte. Ich bin kein Drückeberger. Es war sehr schwer für mich damit umzugehen und mich anklagen zu lassen."<br />
<br />
Sie sorgt sich um die anderen alleinstehenden Frauen - die Nachkriegsgeneration, die mit jeder Form von Krankheit beschäftigt ist, alleingelassen mit Gehirnerkrankungen wie Alzheimer oder FTD, oder die einfach immer älter alleine werden. "Wer kümmert sich um sie? Ich habe tatsächlich Pflegepersonal für mich eingestellt - es geht wirklich an die Nerven. Ich habe einen Rechtsanwalt - aber für ihn bin ich eine Kundin; ich habe jemanden, der mich bei Arztbesuchen begleitet, aber auch hier bin ich Kundin. Die Vorstellung ist schrecklich jemanden als gesetzlichen Betreuer einzustellen, und zu entscheiden, ob ich leben oder sterben werde."<br />
<br />
Sie ist teilweise betroffen über die Problematik, einen so langen Zeitraum zu planen, sie hat es immer wieder genau angeschaut in ihrem Geschäft. "Viele unabhängige Frauen gehen in diesem System verloren," sagt sie. "Ich finde, dass Frauen nicht immer erfolgreich in der Planung ihrer Zukunft sind, oder gute Ratschläge annehmen. Ich habe vielen Leuten damit geholfen, aber meine Erfahrung ist, dass viele Frauen entweder nicht zuhören, oder keine Jobs haben, die sie zu einer langfristigen Pflege oder Erkrankung bringen könnten."<br />
<br />
Männer können ebenfalls schlechte, langfristige Entscheidungen treffen oder sie vermeiden, aber Diana sagt, "Es ist schade, aber es gibt immer noch Ungerechtigkeit. Frauen könnte es gutgehen, aber oft haben sie nicht die vertraglichen Möglichkeiten oder einen Pflege-Plan, um damit auszukommen. Denn was passiert, wenn sie ihren Job verliert? Sie hängt dann tief in der Scheiße. Es wird besser, aber Frauen müssen sich selbst mehr dazu drängen, für die Zukunft vorbereitet zu sein."<br />
<br />
Diana sagt, sie bemerkt selbst Ihr Abgleiten, und sie sorgt sich darüber, wohin sie gehen wird. Sie denkt nicht im Entferntesten daran, so schnell in ein Altenheim zu gehen. "Dort ist kein Platz für pensionierte Frauen wie mich. Ich passe nicht in diese mädchenhaften Dinge, also bin ich irgendwie eine verlorene Seele. Ich hatte immer Schwierigkeiten in einer Frauenwelt dazuzugehören. Mit meiner starken Persönlichkeit, und mit der Verstärkung durch die Krankheit," fügt sie hinzu, " wird es schwer werden, einen Platz für diese Tage zu finden."<br />
<br />
Aber sie fährt fort, positiv zu bleiben, arbeitet ehrenamtlich in der Gemeinschaft und liebt Restaurants. "Ich möchte weitermachen damit, Dinge zu tun, teilzuhaben, konkrete Leistungen zu machen. Es ist ja nicht so, dass ich sabbere; Ich kann immer noch Autofahren und in Restaurants essen. Mir fehlt es nicht an finanziellen Mitteln. Ich kann Dinge tun, aber ich habe nicht so viele Leute, mit denen ich sie gemeinsam tun kann."<br />
<br />
" Ich hatte einen hohen Intelligensquotienten, so bin ich immer noch ein bißchen besser dran," witzelt sie. "Aber im Ernst: Es ist einsam. Das ist der schlimmste Teil der Krankheit. Es ist ein einsamer."<br />
<br />
Dieser Artikel ist der Auftakt einer ganzen Artikelreihe, die das Forbes-Magazin in den letzten Wochen veröffentlicht hat. Ich werde sie nach und nach übersetzen und hier zur Verfügung stellen.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-27388523855237369172012-06-10T13:15:00.001+02:002012-06-10T13:15:30.064+02:00Diebstahl bei FTD-KrankenHeute möchte ich darüber berichten, wie erstaunt, verletzt und niedergeschlagen ich mich fühlte, als ich beim Sortieren dieser ganzen Papiermassen in der Wohnung meiner Mutter plötzlich Unterlagen der hiesigen Polizeidienststelle fand.<br />
<br />
Laut dieser Dokumente hatte meine Mutter in den Monaten vor der Diagnosestellung und der damit verbundenen Heimeinweisung in verschiedenen Supermärkten in der Nähe ihrer Wohnung geklaut. Jedesmal waren es nur wenige Dinge gewesen (so z. B. Sardinenbüchse für 65,- ct), aber anscheinend war sie auch jedesmal erwischt worden, und es war zu Anzeige gekommen.<br />
<br />
Da sie in keinem der Fälle bei der Polizei zur eigenen Aussage erschienen war, hatte das zuständige Gericht meine Mutter anhand der Aktenlage zu einer Gesamtstrafe von mehreren hundert Euro verurteilt - ersatzweise Haft bei Nichtzahlung.<br />
<br />
Ich war zunächst sehr schockiert, dann gleichzeitig hatte ich ebenfalls an die 20 Gläubiger gefunden, die alle ihre offenen Forderungen bei meiner Mutter geltend machten, die sich um und bei 20.000 € beliefen. In der Mehrheit hatte sie obskure Heilmittelchen bei irgendwelchen Versandfirmen bestellt (Knochenelixier, Omega-Fettsäuren-Kapseln etc.), an zahlreichen Gewinnspielen teilgenommen und ihre Telefon- und Handyrechnungen nicht mehr bezahlen können. Bereits vor einiger Zeit hatte ich mitbekommen, dass meine Mutter anscheinend nicht mehr mit Geld umgehen konnte, daher nahm ich an, dass Ihr nicht mehr genügend Geld für Lebensmittel geblieben waren, so dass sie zum Diebstahl im Supermarkt gezwungen war.<br />
<br />
Mittlerweile denke ich das nicht mehr, denn ich fand im Internet u. a. einen ausführlichen Bericht über einen ehemaligen Polozeibeamten, der ebenfalls an Morbus Pick erkrankt war und auch im Supermarkt für Kleinstbeträge gestohlen hatte. Warum und wieso FTD-Kranke dies tun, habe ich bis heute nicht erfahren können.<br />
<br />
Ich nahm den Kontakt zu den Polizeibeamten und dem zuständigen Staatsanwalt auf: Ein sehr mühsames Unterfangen, da sich diese Herren als zutiefst unkooperativ und störrisch verhielten. Sie beharrten darauf, dass - sofern die Strafe nicht finanziell beglichen werde - meine Mutter in Haft genommen werden müsse. Jeder Hinweis, dass die Frau im Grunde völlig mittellos war, prallte an Ihnen wirkungslos ab.<br />
<br />
Daher erwirkte ich zunächst eine Wiederaufnahme des Verfahrens mit der Begründung, dass meine Mutter zu diesem Zeitpunkt der Delikte bereits nachweislich erkrankt gewesen und somit schuldunfähig sei. Dies wies der Amtsrichter zurück und das Urteil war erneut rechtskräftig. <br />
<br />
Erst wenige Wochen später erfuhr ich bei meinen Recherchen, dass ein betreffendes ärztliches Attest meine Mutter für haftunfähig erklären könne. Ich kontaktierte diesbezüglich umgehend den zuständigen, behandelnden Arzt, der ein solches Dokument ausstellte.<br />
<br />
Nach Eingabe beim Amtsgericht war nun endlich Ruhe in dieser Angelegenheit eingekehrt (Haftunfähigkeit anerkannt), und ich musste nicht mehr fürchten, dass meine Mutter in Haft käme. Dennoch hätte ich mir viel Ärger und seelischen Stress erspart, wenn die Herren der Justiz mich konstruktiv unterstützt und schon zu einem frühen Zeitpunkt auf die verschiedenen Möglichkeiten aufmerksam gemacht hätten...Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-13805601596440917462012-05-30T13:51:00.000+02:002012-05-30T13:51:49.538+02:00Gesetzliche BetreuungEs wird Zeit, dass ich einmal darüber berichte, wie ich zu "meinem dritten Kind mit I-Status" gekommen bin. Dieses Ausdruck meine ich durchaus wertschätzend und liebevoll, denn er zeigt ganz deutlich, dass zwischen meinen Kindern und meiner Mutter diesbezüglich Gleichheit besteht.<br />
<br />
Nach dem ersten Schock der Diagnosestellung im Krankenhaus teilte man uns mit, dass am kommenden Tag der Amtrichter - wie immer wöchentlich - erscheinen werde, um mit den Neuzugängen Gespräche zu führen und die Entscheidung über eine mögliche gesetzliche Betreuung zu treffen. Aus einem anderen Grund hatte ich mich bereits schon einmal über <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Betreuung_%28Recht%29" target="_blank">Betreuung</a> informiert, so dass ich abends zu Hause vorsorglich einen Brief verfasste, in dem ich erläuerte, warum meine Mutter eine gesetzliche Betreuung benötigte (der behandelnde Arzt hatte ebenfalls ein solches Schreiben verfasst). - Schon mehrfach hatte mich das Bankhaus angerufen und darüber informiert, dass sie in ihren Geldgeschäften nicht mehr handlungsfähig sei; wir wußten, dass sie extensiv an zahlreichen teuren Gewinnspielen teilnahm, nicht nur schriftlich, sondern auch telefonisch etc.<br />
<br />
Innerhalb der Familie führten wir ebenfalls an diesem Abend ein ausführliches Gespräch über die Vor- und Nachteile eines verwandtschaftlichen Betreuers/in. Zunächst waren wir uns sicher, dass eine externe Betreuungsperson sicherlich besser sei, da somit evtl. verwandtschaftliche Verquickungen vermieden würden. Auf der anderen Seite hatten wir Zweifel, denn es war uns klar, dass dieser Betreuungsfall nicht nach Schema F laufen würde: Es galt, einen geeigneten Heimplatz zu finde und meine Mutter in ein Altenheim in einem anderen Bundesland zu verlegen, die Rentenansprüche in vier verschiedenen Ländern zu klären, eine Privatinsolvenz durchzuführen etc. <br />
<br />
Der Amtsrichter erschien in Begleitung einer Berufsbetreuerin, die mir - ehrlich gesagt - sofort unsympathisch war. Meine Mutter war völlig verwirrt und konnte auf die meisten Fragen des Richters nicht wirklich antworten, - vor allem, weil sie gedanklich mit anderen Dingen beschäftigt war und diese äußerte. Das ganze Prozedere war recht nüchtern und blitzartig. Der Amtsrichter stellte fest, dass meine Mutter eine Betreuung benötige, fragte mich, ob ich das sein wolle - und nach meiner Bejahung wurde alles notiert.<br />
<br />
Wenig später erhielt ich vom Amtsgericht meine Betreuungsurkunde, in der die einzelnen Aufgabenkreise definiert sind: Ich hatte des "Rundumsorglos"-Paket erhalten - sozusagen alles. Weitere juristische Grundlagen (u. a. § 1896 BGB) zur Betreuerbestellung findet Ihr <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Betreuerbestellung" target="_blank">hier</a> oder weiter unten.<br />
<br />
Für bestimmte Entscheidungen wie geschlossene Unterbringung und Wohnungsauflösung musste ich gesonderte Bescheide beim zuständigen Betreuungsgericht beantragen. Alles über Betreuerpflichten findet Ihr <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Betreuerpflichten" target="_blank">hier</a> oder weiter unten.<br />
<br />
Obwohl ich eine ganze Menge an zeitlichen und finanziellen Nachteilen für die Betreuung meiner Mutter in Kauf genommen habe und immer noch nehme, bin ich dennoch sehr froh darüber, dass ich diese Verantwortung übernommen habe. Jeder andere Betreuer hätte sicherlich nur "Dienst nach Vorschrift" gemacht: Meine Mutter wäre u. U. ins nächstbeste Altenheim auf irgendeine Alzheimer-Station hunderte Kilometer weit weg von uns gekommen. Verschiedene Fremdsprachenkenntnisse und den Willen, die Rentenansprüche im Ausland durchzusetzen, wären u. U. auch nicht da gewesen.<br />
<br />
Ein dauerndes Ärgernis als verwandschaftliche Betreuerin sind die oftmals fehlende Kooperationsbereitschaft und die Art der Kommunikation mit Dritten, die entweder nicht informieren und/oder Geld sehen wollen, "weil es doch die eigene Mutter ist".<br />
<br />
Ich werde in einem weiteren Post nochmals ausführlicher über die ganzen Ereignisse berichten, die einem als Betreuer so passieren (können).<br />
<br />
<b><u>Bürgerliches Gesetzbuch:</u></b><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1896.html" target="_blank">§ 1896: Voraussetzungen</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1897.html" target="_blank">§ 1897 Bestellung einer natürlichen Person</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1898.html" target="_blank">§ 1898 Übernahmepflicht </a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1899.html" target="_blank">§ 1899 Mehrere Betreuer</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1900.html" target="_blank">§ 1900 Betreuung durch Verein oder Behörde</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1901.html" target="_blank">§ 1901 Umfang der Betreuung, Pflichten des Betreuers</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1901a.html" target="_blank">§ 1901a Patientenverfügung </a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1901b.html" target="_blank">§ 1901b Gespräch zur Feststellung des Patientenwillens</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1901c.html" target="_blank">§ 1901c Schriftliche Betreuungswünsche, Vorsorgevollmacht</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1902.html" target="_blank">§ 1902 Vertretung des Betreuten</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1903.html" target="_blank">§ 1903 Einwilligungsvorbehalt </a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1904.html" target="_blank">§ 1904 Genehmigung des Betreuungsgerichts bei ärztlichen Maßnahmen</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1905.html" target="_blank">§ 1905 Sterilisation</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1906.html" target="_blank">§ 1906 Genehmigung des Betreuungsgerichts bei der Unterbringung</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1907.html" target="_blank">§ 1907 Genehmigung des Betreuungsgerichts bei der Aufgabe der Mietwohnung</a><br />
<a href="http://dejure.org/gesetze/BGB/1908.html" target="_blank">§ 1908 Genehmigung des Betreuungsgerichts bei der Ausstattung</a><br />
<h6>
<br /></h6>Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-71584687265855204202012-05-21T10:50:00.000+02:002012-05-21T10:50:10.429+02:00Demenzkranke zu Hause pflegen?Als der behandelnde Arzt uns damals im Oktober 2010 die Diagnose "Morbus Pick" unterbreitete, waren wir - wie wohl viele Angehörige - zunächst der Ansicht, meine Mutter könne weiterhin in ihrer eigenen Wohnung leben - vielleicht mit einem Pflegedienst, der täglich vorbeikäme. Schließlich machte sie trotz allem einen fitten Eindruck - auch wenn sie nicht mehr in der Lage war, sich um sich selbst und um ein Zuhause zu kümmern. - Vor allem ich konnte sie nicht in Einklang mit dem Bild der typischen Alzheimer-Stationen von Altersheimen in Verbindung bringen, die ich als studentische Aushilfe vor Jahren kennengelernt hatte. - Doch ich hatte mit dieser Erfahrung damals auch gelernt, dass es ein Trugschluss von Angehörigen ist, Demenzkranke gut bei sich Zuhause pflegen zu wollen.<br />
<br />
Der Arzt machte uns auf eine sachliche Art und Weise schnell deutlich, dass es keine Alternative zu einer professionellen - und geschlossenen - Unterbringung geben könne - zum eigenen Wohl meiner Mutter.<br />
<br />
Mit dieser Information setzten wir uns ans Telefon und Internet. Unser Lernprozess vollzog sich in atemberaubendem Tempo: Nach den ersten Gesprächen mit verschiedenen Altersheimen stellten wir entsetzt fest, dass deren Pflegeleitungen in der Regel überhaupt keinerlei Kenntnis über diese Erkrankung, geschweige denn den damit einhergehenden Bedürfnissen, hatten. Dennoch wollte man meine Mutter überall gerne aufnehmen.<br />
<br />
Wir stellten fest, dass eine 'normale' Alzheimer-Station eines 'handesüblichen' Altenheimes nicht infrage kam, auf der 80jährige tagtäglich in wilder kommunistischer Anarchie leben (wie eben auch 2jährige, wenn man sie ließe): Jeder zieht die Kleidung von jedem an, persönliche Besitztümer gibt es nicht mehr etc.<br />
<br />
Wir stellten fest, dass eine besondere Kenntnis hinsichtlich dieser Erkrankung für eine optimale Pflege signifikant notwendig war. Dies ist besonders schwierig, da nur einige tausend Menschen in Deutschland an diesem Krankheitsbild leiden.<br />
<br />
Wir stellten fest, dass es ebenfalls wichtig war, in unserer Nähe eine Unterbringung zu finden: Nah genug, um öfter vorbeizuschauen falls notwendig; weit genug weg, um nicht täglich aufzulaufen.<br />
<br />
Recht schnell erfuhren wir von sog. geronto-psychiatrischen Stationen in verschiedenen Kliniken. Hier leben ältere Menschen mit verschiedenen Erkrankungen zusammen. Der Oberarzt schaut jede Woche zur Visite vorbei, es gibt eine ganze Reihe von gesellschaftlichen Aktivitäten, das Pflegepersonal ist optimal ausgebildet im Umgang mit den Bewohnern. Leider gibt es viel zu wenig Plätze in derartigen Einrichtungen, so dass wir wirklich Glück hatten, als uns der Anruf erreichte, man wolle meine Mutter gerne aufnehmen, da sie gut in die "Stations-Gruppe" passe.<br />
<br />
Mit der Pflegestufe "0" bezog meine Mutter Ende Nov. 2010 ein Zimmer in dieser Station. Aufgrund ihres vorherrschenden Fluchtgedankens war eine geschlossene Unterbringung notwendig geworden. Von Anfang an war unser Vorbehalt dagegen wie weggeblasen, denn sie nimmt an einer Vielzahl von Aktivitäten teil: Zweimal die Woche geht sie mit der Gruppe in eine nahegelegene Turnhalle, freitags ist Schwimmen, montags Gesellschaftstanz, Singen, Malen, Beschäftigungsangebote auf der Station, Spazierengehen, kleinere Ausflüge in die Umgebung (Zirkus, Markt etc.). Das Essen steht zu den gewünschten Zeiten auf dem Tisch. Das Pflegepersonal reagiert geduldig und liebevoll, aber auch führend, wenn es sein muss.<br />
<br />
In unserem eigenen Haushalt oder in einer nahegelegenen eigenen Wohnung hätten wir ihr ein derart abwechslungsreiches Alltagsleben nicht bieten können. Ein Pflegedienst hätte aufgrund der zunächst fehlenden Pflegestufe nicht beauftragt werden können, denn Demenzkranke sind ja noch lange Zeit in der Lage, sich selbst zu pflegen. Doch für die ständige Betreuung und Beaufsichtigung gibt es außerhalb einer Heimunterbringung keinerlei sinnvolle Möglichkeiten. - Ich hatte in den vergangenen Monaten mehrfach die Gelegenheit mit Angehörigen von FTD-Erkrankten zu sprechen, die Zuhause untergebracht sind: Die Belastung für die Angehörigen ist in jeder Hinsicht enorm - und viel zu hoch und falschverstanden, um sie so tragen zu können, aus meiner Sicht der Dinge.<br />
<br />
Demenz ist ein degenerativer Prozess, der bei den Angehörigen sehr viel Geduld im Umgang mit den Erkrankten erfordert, und leider nur in eine Richtung fortschreitet. Der Schock sitzt tief, wenn man von dieser Diagnose erfährt, doch aufopferungsvolles Heldentum ist m. E. unangebracht und falsch. Ich befinde mich als sog. "mittlere Generation" zwischen meinen Eltern und meinen Kindern, es ist vermutlich die Zeit der höchsten Verantwortung, der meisten Verpflichtungen - nicht nur im familiären Bereich, sondern auch im beruflichen. Es nützt niemandem etwas, wenn ich selbst mir nicht nur zu viel aufbürde, sondern auch noch soviel zuviel, dass ich selbst ernsthaft krank werde - oder mich von anderen 'auffressen' lasse.<br />
<br />
Natürlich war meine Mutter anfangs alles Andere als begeistert, natürlich ist im Heim nicht alles Gold, was glänzt, natürlich habe ich immer ein schlechtes Gewissen, weil ich öfter da sein könnte... ABER<br />
<br />
Es bleiben genügend zu erledigende Aufgaben übrig, dener man kaum Herr wird, wenn man die gesetzliche Betreuung übernommen hat. Wir besuchen sie nahezu jedes Wochenende und an den Feiertagen. Wir sind in der Regel gutgelaunt und entspannt und genießen die gemeinsame Zeit mit ihr. Mutter macht einen gelassenen und zufriedenen Ausdruck, ihre Fluchtgedanken sind komplett weg, sie scheint sich in ihrem neuen Zuhause wohlzufühlen und geht nach unseren Besuchen auch immer wieder gerne dorthin zurück. Trotz zahlreicher Beschäftigungsangebote sehnt sie jeden Besuch von uns herbei - und teilt uns dennoch mit, dass sie freitags keine Zeit habe, weil dann Schwimmen sei.<br />
<br />
Die Unterbringung einer Demenzkranken ist - wie auch die anderen Dinge in diesem Umfeld - ein gedanklicher, emotionsgeladener Lernprozess. Die zentrale Frage sollte sein: "Was ist das Beste für die Erkrankte - und (in zweiter Linie) für die Familienangehörigen?", <u>und nicht</u>: "Womit kann ich als Angehöriger (psychisch) leben?" <br />
<br />
Noch eins zum Schluss: Da diese Erkrankung eben so speziell ist, sollte man als Angehöriger sich wirklich nur diejenigen Ratschläge von Ärzten und Pflegepersonal zu Herzen nehmen und in seine Entscheidungen miteinbeziehen, die auch wirklich von Leuten kommen, die nicht nur (Fach-)Wissen, sondern auch eigene Erfahrungen rund um "Morbus Pick" besitzen!<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-48740101538739536612012-05-16T10:55:00.001+02:002012-05-16T10:55:39.104+02:00Und wieder ist MuttertagSo schnell vergehen 365 Tage...ich war eine lange Zeit nicht hier...inzwischen ist natürlich einiges passiert und ich werde mir Mühe geben, weiterhin zu berichten, vor allem, nachdem ich gesehen habe, wieviele interessierte Menschen jeden Tag hier vorbeischauen. Nach meinem letzten Post brauchte ich ein bißchen Abstand, da ich durch das Erzählen die Dinge nochmal erlebe - was manches nicht einfacher macht...<br />
<br />
Meine Mutter lebt jetzt seit gut 1,5 Jahren im Pflegeheim auf der gerontopsychiatrischen Station. Vor einigen Monaten ist sie einen Stock tiefer gezogen. Endlich konnte sie ihr heißgeliebtes Einzelzimmer bekommen. Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. Erst kam der Anruf durch die Pflegedienstleitung für uns sehr überraschend: " Ihre Mutter kann in ein eigenes Zimmer umziehen, aber das muss dann morgen geschehen." - Also Job, Kinder und Sonstiges organisiert und gemeinsam mit dem allerbesten Ehemann von allen hurtig ins Heim gefahren. Ach halt, Mutters Sofa und Sessel, bei uns vorübergehend untergestellt, mussten ja auch noch per Anhänger mit!<br />
<br />
Meine Mutter konnte überhaupt nicht begreifen, dass wir alle ihre persönlichen Dinge zusammenpackten, die Bilder von den Wänden nahmen und mit dem Fahrstuhl nach unten transportierten. Im Hause ging es zu wie am allerersten Tag in einem Studentenheim - überall wurden Kisten und Betten neu hineingebracht und Kleidungsstücke ein- und ausgepackt. Anscheinend hatte man beide Stationen komplett neu strukturiert. - Mit sehr viel Energie hatten wir wenige Stunden später ein hübsches Zimmer hergerichtet; Alle Bilder hingen an der Wand, Bücher und CDs waren einsortiert, alle Klamotten im Schrank, eine nette Sofa-Ecke hingestellt.<br />
<br />
Meine Mutter bekam einen eigenen Schlüssel für ihr Zimmer, und von Anfang an haben wir den Eindruck, dass es Ihr sehr guttut. Bedauerlicherweise stellte sich schnell heraus, dass es unglaubliche Qualitätsunterschiede zum Pflegepersonal der anderen Station gab, was zu anderen Schwierigkeiten führte, aber davon berichte ich mal in einem anderen Post...<br />
<br />
Wenige Wochen später erhielten wir wieder einen Anruf: "Der Fußboden im Zimmer Ihrer Mutter wird ausgetauscht - wir beginnen morgen früh mit dem Ausräumen des Zimmers!" - Halt! Wie war das? - Mit Engelszungen redete ich auf die Altenpflegerin am Telefon ein, dass meine Mutter sehr, sehr empfindlich auf das Anfassen ihrer Dinge durch ihr fremde Personen reagierte, dass sie diese Aktion nicht verstehen könne, dass ich soo kurzfristig morgen nicht kommen und das begleiten könne, dass dieser Fußbodentausch doch bitte verschoben werde...So weit so gut, man gewährte mir einen Tag (!) Aufschub.<br />
- Also, Job, Kinder und Sonstiges organisiert und mit dem allerbesten Ehemann von allen hurtig ins Heim gefahren. Gemeinsam mit meiner Mutter, die wiederum sehr aufgeregt war und sich nur schwer beruhigen liess, brachten wir frühmorgens alle ihre persönlichen Dinge ins Dachgeschoss, während Bett und Schrank auf den Flür gestellt wurden. Leider hatten wir später am Tag keine Zeit, um nochmals vorbeizukommen (das Heim liegt immerhin 30 km von uns entfernt) und das Zimmer wieder einzuräumen. Ich versprach, dies am folgenden Tag morgens zu tun. - Leider haben wir erst sehr viel später durch das Pflegepersonal erfahren, dass meine Mutter an diesem Abend so ausgerastet ist und sogar andere Mitbewohner dazu bewegt hat, ihr beim Hineintragen des schweren Schranks in ihr Zimmer behilflich zu sein. Ein Schlag in die eigene Magengrube, denn genau das hatte ich ihr ersparen wollen...Nun denn, weitere umfangreiche Renovierungen auf dieser Station fanden dann außerhalb des eigenen Zimmers statt.<br />
<br />
Doch zurück in die Gegenwart - wie war der Muttertag 2012? - gemeinsam mit den Kindern haben wir sie nachmittags besucht. Sie ist immer noch mobil, hat keine Bewegungseinschränkungen, allerdings spricht sie kaum noch - und wenn, dann sucht sie verzeifelt nach Worten oder benutzt falsche. An sie gerichtete Fragen nimmt sie kaum war, geschweige denn, dass eine Antwort kommt. Wir sind mit Mutter im Park spazieren gegangen - die Kinder fuhren Roller - und haben anschließend im klinikeigenen Cafe Kaffee und Kuchen zu uns genommen. Sie strahlte die ganze Zeit über das Gesicht und freute sich - über uns und darüber, die Kinder beobachten zu können. Anschließend ließen wir uns - wie jeden Sonntag - in ihrem Zimmer nieder, um abschließend noch eine Runde "Mensch ärgere Dich nicht" zu spielen. Sie hat immer die gelben Spieler - und sie versucht immer zu betrügen....und das Rauswerfen hat sie auch abgeschafft....unsere Kinder werden einges Tages vermutlich einmal richtig ausgelacht werden, wenn sie diese spezielle Variante dieses Spiels versuchen mit anderen zu spielen.<br />
<br />
Es war ein schöner Muttertag, ruhig, gemütlich und freundlich. Wir haben die Zeit miteinander genossen. Es war ein guter Tag, der die eigene Seele gestreichelt hat. <br />
<br />
<br />Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-43596979875681417302011-05-10T17:14:00.000+02:002011-05-10T17:14:06.031+02:00MuttertagEigentlich hatte ich mir vorgenommen, alle ein bis zwei Tage hier von der Vergangenheit zu berichten und dann langsam in der Gegenwart meiner Mutter anzukommen. Leider macht mein Zeitkontingent nicht mit. So werde ich immer wieder auch in Rückblenden berichten und hoffe, daß Ihr den inhaltlichen Faden nicht verliert.<br />
<br />
Muttertag 2011: Na klar sind wir alle zu meiner Mutter gefahren. Sie lebt auf der geschlossenen, geronto-psychiatrischen Station einer Fachklinik in Norddeutschland (ich werde ein andermal weitere Details über das Leben dort berichten) - nicht weit von uns entfernt.<br />
<br />
Sie hat sich sehr gefreut, uns zu sehen - na ja, mit Abstufungen. Wie in den letzten Jahren üblich, macht sie Unterschiede zwischen uns Geschwistern - ich habe inzwischen gelernt, dies nicht mehr persönlich zu nehmen. Als Kinder hat sie uns immer gleich behandelt, nie hatte einer von uns das Gefühl, er würde vorgezogen oder bekäme mehr als der andere. Vor einigen Jahren jedoch änderte sich das: Meine Mutter begann ganz aktiv damit, meinen Bruder in jeder nur denkbaren Weise zu bevorzugen - das war sehr schwer zu ertragen. Vor allem, weil es in keinster Weise mit der Anzahl der Besuche oder der persönlichen Unterstützung in Korrelation stand.<br />
<br />
Nun ja, es ist Muttertag 2011: Wir besuchen das klinikeigene Cafe. Meiner Mutter ist nicht mehr in der Lage für sich herauszufinden, welche Sorte Eis sie denn nun essen möchte: Scheinbar ist ihr nicht mehr bewußt, daß Magnum Mandel eine ihrer Lieblingseissorten war - und vielleicht immer noch ist. Mit offensichtlichem Genuss isst sie es jedenfalls.<br />
<br />
Anschließend müssen wir einen großen Umweg um das ganze Klinikgelände zurück zum Eingang ihrer Station laufen - sie besteht darauf, schließlich sind wir ihn letztesmal auch gegangen. Wir sitzen in der sommerlichen Sonne auf einer Parkbank und schauen den Kindern beim Löwenzahnpflücken zu. Dabei hakt sie besonders bei meinem Bruder immer wieder intensiv nach, wann er sie denn wieder besucht, und ob er denn nicht alleine kommen könne - ohne uns anderen. Sie redet dabei, als seien wir gar nicht anwesend - erstaunlich, dass sie sonst nicht so viele Worte verwendet. - Es verdirbt mir den Tag, und wieder einmal stelle ich mir die Frage, ob die Zeit, die ich für sie erübrige, und die u. a. an meinen Kindern fehlt (zumindest aus meiner subjektiven Sicht), auch wirklich sinnvoll investiert ist oder mich einfach nur ein Stückchen schneller an den eigenen Abgrund bringt...?<br />
<br />
Nach drei Stunden verabschieden wir uns - den gemeinsamen Arzttermin mit mir am Donnerstag erwähnt sie trotz mehrfacher Erinnerung mit keiner Silbe mehr, doch schallplattenartig nagelt sie meinen Bruder auf sein vages Versprechen zu einem Besuch am kommenden Samstag fest, von dem er jetzt schon weiß, daß er ihn nicht einhalten kann...<br />
<br />
Wir hatten schon angenehmere Tage mit ihr - aber zumindest fahre ich für eine kurze Weile mit fehlendem schlechten Gewissen nach Hause...Unknownnoreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-5227267806451597752011-05-05T01:14:00.002+02:002011-05-05T01:14:00.105+02:00Und jetzt?Es ist früher Vormittag. Während die Kinder versuchen, dem Klavier Töne zu entlocken und somit beschäftigt sind, arbeiten wir uns fieberhaft und angestrengt durch die Postberge, die in Wohn- und Arbeitszimmer nicht nur offen herumliegen, sondern auch in zahlreichen Schubläden und Schränken vor sich hinschlummern. Auf geschätzte 10 Gewinnspielschreiben kommt ein "wichtiger" Brief. Viele Gewinnspiele sind beschriftet - mit dem Datum der Bearbeitung, der Höhe des eingesandten Betrages und Vermerken wie "Wichtig". Neben zahlreichen Mahnungen unseriöser Anbieter von "Gesundheits-Pillchen" finden wir u. a. eine fristlose Kündigung der Vermieterin, gerichtliche Mahnschreiben, Schreiben von Gerichtsvollziehern, Anzeigen wegen Diebstahls, die Aufforderung zur Ableistung des Offenbarungseides und verschiedene Haftbefehle. Ungeordnet packen wir diese Unterlagen ein - sie werden später bearbeitet werden müssen.<br />
<br />
Der nächste Termin in der Klinik wartet: Die Oberarztvisite. Gemeinsam mit mehreren Ärzten, einem Sozialpädagogen und Pflegepersonal sitzen meine Mutter und ich in einem Raum. Sie ist einerseits völlig durcheinander, andererseits sehr misstrauisch und aggressiv. Sie wiederholt schallplattenartig ihre Aussagen, kann dem Oberarzt überhaupt nicht folgen, der ihr mehrfach geduldig erklärt, warum sie hier ist und dass sie krank ist. Nachdem wir alle uns dreimal mit ihr sprachlich im Kreise gedreht haben, und sie einfach gar nichts verstanden hat (oder auch nicht verstehen will?), beendet der Oberarzt das Gespräch und bittet sie, einige Minuten vor der Tür zu warten. Sie ist gar nicht begeistert davon, daß ich "mit denen da" über sie sprechen will und lässt sich nur langsam durch eine Schwester nach draußen begleiten.<br />
<br />
Der Oberarzt wiederholt im Wesentlichen die Aussagen seines Kollegen, die mir schon bekannt sind. Dann sprechen wir über "die weitere Unterbringung" meiner Mutter, die aufgrund der Erkrankung sehr speziell ist. Die gesetzliche Betreuung muss angeregt werden, weitere Entscheidungen getroffen werden. Morgen kommt wieder der Richter zur Anhörung in die Klinik.<br />
<br />
Wir fahren mit einem ganzen Berg von "Hausaufgaben" zurück zu den Schwiegereltern. Der Abend wird lang: Wir sortieren die Briefe und erhalten dadurch einen ersten Überblick über das Ausmaß der finanziellen Verpflichtungen. Gemeinsam diskutieren wir noch bis spät in die Nacht über die gesetzliche Betreuung bis wir eine Entscheidung fällen.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-44854263506197275122011-05-04T22:37:00.001+02:002011-05-04T22:37:00.941+02:00Die DiagnoseDie kommenden Tage sind sehr anstrengend und kaum zu bewältigen. Die Wohnung meiner Mutter, die Klinik, in der sie zur Zeit untergebracht ist, und unsere Übernachtung bei den Großeltern liegen in einem Dreieck von ca. 50 km pro Fahrt.Das kostet viel Zeit.<br />
<br />
Morgens fahren wir zunächst zur Wohnung: Es stinkt nach Urin, die Küche ist völlig vermüllt, das Badezimmer seit Urzeiten nicht mehr geputzt, alle anderen Räume machen jedoch einen halbwegs "ordentlichen" Eindruck - abgesehen von den Zentern an Gewinnspielschreiben, die wir vorfinden. Frische Wäsche ist nicht mehr vorhanden - wie auch. Mutters Waschmaschine ist vor zwei Jahren kapputt gegangen, beim Umzug im vergangenen Jahr hatten wir sie in die neue Wohnung gestellt und für später einen Handwerker bestellt. Der ist wohl nie da gewesen - meine Mutter wäscht ihre Unterwäsche immernoch im Waschbecken, alle anderen Dinge sind nicht mehr gewaschen...Wir packen große blaue Müllsäcke mit ihrer Wäsche, die wir zur Schwiegermutter bringen. Dort dürfen wir waschen.<br />
<br />
Gewappnet mit den gewünschten Sudoku-Heften und der Lakritze machen wir uns erneut in die Klinik auf. Meine Mutter freut sich riesig, uns zu sehen. Gleichzeitig ist sie erboßt darüber, daß ich "mit denen da" gemeinsame Sache mache und sie nicht nach Hause darf. In welcher Umgebung sie sich befindet, scheint sie nicht zu realisieren, denn mit einer anderen Patientin, die sie für eine Klinikangestellte hält, plant sie gemeinsam Weihnachtskonzerte für den kommenden Dezember. Außerdem informiert sie uns ausschweifend darüber, welche Fluchtpläne sie für heute Abend gemacht hat; deshalb verlangt sie auch die Herausgabe der Haussschlüssel von mir.<br />
<br />
Der behandelnde Arzt bittet mich zum Gespräch. In klaren Sätzen erklärt er mir, dass er zunächst aufgrund der ausführlichen Anamneseerhebung bereits die Verdachtsdiagnose "Frontotemporale Demenz" gestellt hatte, die sich jetzt durch ein sog. CT bestätigt hat: Besonders im rechten Frontallappen ist die Hirnatrophie schon recht fortgeschritten. Seine Diagnose steht fest, aus seiner Sicht gibt es hier keine andere Möglichkeit.<br />
<br />
Ziemlich verdattert frage ich ihn, ob das nun heißt, dass meine Mutter einen Pflegedienst braucht, um weiterhin zu Hause leben zu können. "Nein", sagt er, "diese Erkrankung ist zu weit fortgeschritten. Ihre Mutter kann nicht mehr zu Hause leben - auch nicht mit Pflegeunterstützung; sie muss in einem entsprechenden Pflegeheim untergebracht werden - und zwar geschlossen." Darüber hinaus, so verkündet er, sei die Einrichtung einer gesetzlichen Betreuung unabdingbar.<br />
<br />
Diese Aussage haut mich erstmal um - uralte Ängste und Vorurteile befallen mich spontan: Vormundschaft und Altersheim. Ich bin froh, als das Gespräch vorerst beendet ist. Nach einem weiteren tränenreichen, turbulenten Abschied von meiner Mutter fahren wir zu den Schwiegereltern. Währenddessen befällt mich das schlechte Gewissen wegen meiner Kinder, die dieses Alles miterleben müssen, weil ich einfach keine andere Unterbringungs- bzw. Betreuungsmöglichkeit für sie habe. Ich erkläre ihnen, daß Oma krank ist. Das verstehen sie, und mit ihren eigenen Handlungsvorschlägen schaffen sie es, mich zu trösten.<br />
<br />
An diesem Abend machen wir uns im Internet über "Morbus Pick" kundig. Die Berichte zahlreicher Angehöriger über den Fortgang dieser Erkrankung geben mir gedanklich den Rest. Es ist wie ein De ja vú - Erlebnis: So viele vergangene Ereignisse, die wir nicht deuten konnten, sind heute Symptome dieser Erkrankung. Es passt wie Faust auf Auge.<br />
<br />
Betäubt schalte ich den Rechner aus und plane die notwendigen Aktionen der nächsten Tage vor Ort. Bloss nicht nachdenken, was die Auswirkungen der "Frontotemporalen Demenz" für uns alle in der Zukunft bedeuten. Das ist jetzt einfach zu viel.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-66495481146913721502011-05-04T07:46:00.001+02:002011-05-04T07:46:00.879+02:00Die geschlossene Aufnahmestation der Psychiatrie für AkutfälleLangsam suchen wir uns zwischen den verschiedenen Gebäuden den Weg zum Haus Nr. 4: Die Aufnahmestation für psychiatrische Akutfälle. Plötzlich stehen wir vor einer großen Glaswand - auf der anderen Seite stehen wartend verschiedene Menschen - auch meine Mutter: Komplett mit Jacke und Mütze angezogen, die Handtasche im Anschlag. Sie gerät völlig aus dem Häuschen, als sie uns erkennt, und kann es gar nicht abwarten, bis der Pfleger uns endlich hereinläßt.<br />
<br />
Die Kinder drücken sich verängstigt an unsere Beine - wir mussten sie mitnehmen, auch die andere Oma kennen sie noch nicht so gut, als dass sie bei ihr geblieben wären. Schnell werden wir auch von anderen Patienten angesprochen, sind froh, als uns der Pfleger in einen anderen Raum führt. Er berichtet in kurzen Sätzen, was wir inzwischen wissen: Sie sei zunächst nicht kooperativ gewesen, habe sich auch nicht waschen wollen, sei ziemlich verwahrlost gewesen. Zwischenzeitlich habe man sie zum Duschen überreden können, ihre Klamotten seien in der Wäscherei gewesen. Nun sei sie ganz friedlich, er sei ihr Bezugspfleger und habe schon mehrfach einen Gesprächskontakt mit ihr aufnehmen können. Ihre Wertsachen habe sie nicht herausgeben wollen.<br />
<br />
Der Pfleger berichtet weiterhin, daß gestern der zuständige Richter dagewesen und eine Aufbewahrung (gegen ihren Willen) auf dieser Station für die nächsten sechs Wochen angeordnet habe. In drei Tagen sei er wieder da, dann gäbe es eine erneute Anhörung, der ich beiwohnen könne. Der behandelnde Arzt käme gleich vorbei und könne mir Genaueres zur Erkrankung mitteilen.<br />
<br />
Wir lassen uns in einer abseits gelegenen Sitzgruppe mit meiner Mutter nieder. Sie berichtet von Ihren Erlebnissen:<br />
<blockquote>"Am Montag sei sie mittags mit dem Bus zum Bahnhof gefahren, um die Regionalbahn in die Nachbarstadt zu nehmen. Sie wollte dort eine neue Filiale einer Bank aufsuchen, deren Flyer sie vor kurzem per Post erhalten habe. Die Darlehenskonditionen seien dort viel besser als bei ihrer alten Bank, sie wolle weitere Geld leihen. - In der Nachbarstadt angekommen habe sie diese Bank nicht gefunden und mehrfach nach dem Weg gefragt. Ein Mann hatte ihr dann den Weg beschrieben, der wohl an der Autobahn entlang ging. Dort sei sie dann gewandert, die Autos hätten sie nicht gestört, schließlich sei sie ganz am Rand an der Leitplanke gelaufen. Das habe sie auch den Polizisten gesagt, die plötzlich auftauchten, dass sie kein Problem mit den Autos habe, die aber hätten ja nicht hören wollen..."</blockquote> Sie ist glücklich, daß wir da sind. Sie denkt, wir nehmen sie mit nach Hause. Dann kommt der Arzt. Er bittet mich ins Schwesternzimmer, berichtet vom Aufnahmestatus und verschiedenen Tests die zur gesicherten Diagnosestellung notwendig seien. Ich berichte von meinem unguten Gefühl seit Jahren, händige ihm das 5seitige Anamnese-Schreiben aus, das ich im Frühjahr 2009 angefertigt hatte, als ich sie für die Alzheimer-Sprechstunde angemeldet hatte. Ich berichte davon, daß man dort nichts festgestellt habe, sondern - laut aussagen des begleitenden "Lebensabschnittsgefährten" - lediglich darauf hingewiesen habe, dass ein MRT in nächster Zeit nichts schaden könne. Ich berichte vom katastrophalen Umzug im Sommer 2009, als meine Mutter nach 25 Jahren ihr Haus am Stadtrand verließ, um in ein kleines Dorf zu ziehen. Ich berichte davon, wie sie dabei mit der Eisenstange auf mich losging (da wird er hellhörig), wie sie meinem Kind einen alten Rucksack von mir wieder entriss mit den Worten, der gehöre ihr. Der Arzt gibt mir ein 10seitiges Formular mit vielen Fragen über meine Mutter: Hausaufgaben, bitte schnellstmöglich ausfüllen.<br />
<br />
Wir wollen aufbrechen. Der Pfleger sagt, es sei notwendig, weitere Klamotten und Kosmetikartikel von ihr mitzubringen. Sie will mir den Wohnungsschlüssel nicht freiwillig geben; nur mit List und Tücke gelingt es dem Pfleger, ihr die Handtasche für den Bruchteil von Sekunden zu entwenden, die Wohnungsschlüssel zu entwenden, mir in die Hand zu drücken und uns hinauszukomplimentieren.<br />
<br />
Schreck erstarrt stehen wir mit den Kindern auf der anderen Seite der Glaswand und sehen meine Mutter, die herzzereissend weint und nicht versteht, warum sie da bleiben muss, warum wir sie nicht mitnehmen, warum ich ihr den Schlüssel habe wegnehmen lassen...<br />
<br />
Sprachlos wenden wir uns dem Ausgang zu und sind mehr als dankbar für die kindlichen W-Fragen, die so gerne erfahren wollen, was mit Oma los ist, und deren Beantwortung uns von den eigenen Gedanken ablenkt...<br />
<br />
In den nächsten Tagen werden wir erfahren, welche Krankheit sie hat, deren dunkle Schatten schon über uns liegen.<br />
<br />
Abends rufe ich sie nochmals an und verspreche ihr ganz fest, morgen wieder da zu sein - mit ihrer heißgeliebte Lakritze. Dann beantworte ich noch akribisch die Anamnesefragen des Arztes.Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-38510763184400982082011-05-03T00:16:00.001+02:002011-05-03T00:16:00.345+02:00Der gefürchtete AnrufEs ist Mittwoch, der 20. Oktober 2010.<br />
<br />
Wir haben das verlängerte Wochenende bei den Schwiegereltern verbracht. Am Samstagvormittag hatten wir eine Stippvisite bei meiner Mutter, die eine halbe Stunde von ihnen entfernt wohnt, gemacht - ohne Voranmeldung. Bereits seit Monaten hatten wir keinen Kontakt mehr - wie auch, es liegen 300 km zwischen uns, und ein Telefon besitzt sie - aufgrund zahlreicher Schulden - schon seit längerem nicht mehr.<br />
<br />
Eine aufgequollene Frau mit strähnigen Jahren, bekleidet mit einem dreckigen Jogginganzug öffnete uns die Tür. Sie freute sich sehr, uns zu sehen. Die Kinder hatten Angst vor ihren unvermittelten Kontaktaufnahmeversuchen, bei denen sie krallenartig die Hände der Kinder umschloss und sie so zum Dableiben zwang. Beißender Uringestank umfing uns, als wir die Wohnung betraten. Mühsam versuchten wir ein Gespräch in Gang zu bringen - sie blieb seltsam teilnahmslos. Nur bei den Berichten über mögliche Millionengewinne zahlreicher Gewinnspielbriefe, die sich hochhausartig auf allen Sitzmöglichkeiten im Wohnzimmer stapeln und an denen sie rege teilnimmt, wurde sie lebhaft.<br />
<br />
Nach einer Stunden brachen wir den Besuch wieder ab. Im Auto nahm ich mir fest vor, bei meiner Rückkehr endlich tätig zu werden - es war eindeutig, daß meine nun Mutter Hilfe brauchte.<br />
<br />
Es ist Mittwoch, der 20.10.2010.<br />
<br />
Wir sind eben gerade von der langen Heimfahrt ins Haus gekommen; das Telefon klingelt; unwillig nehme ich ab; es ist der "Lebensabschnittsgefährte" meiner Mutter. Er spricht kurz angebunden, hat es eilig, schnell betet er die Telefonnummer eines Klinikums herunter, welches um meinen Rückruf bittet. Genaues weiß er nicht, will er vielleicht auch nicht wissen?<br />
<br />
Ich wähle die mir unbekannte Nummer eines Krankenhauses in der Nähe des Wohnortes meiner Mutter. Eine freundliche Schwester hebt ab und ist sehr erleichtert, als ich meinen Namen nenne und nach meiner Mutter frage: "Was ist passiert?" will ich wissen.<br />
<br />
<blockquote>"Ihre Mutter ist am Montagmittag orientierungslos auf der Autobahn aufgefunden worden. Sie spazierte an der Seite der Leitplanke. Zunächst widersetzte sie sich den beiden Polizisten, die sie mitnehmen wollten, dann floh sie zweimal hintereinander aus einem Krankenhaus, bevor die Polizei sie am Nachmittag dann in unser psychiatrisches Fachkrankenhaus brachte. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, war in keinster Weise gesprächsbereit - wir mußten sie fesseln und schließlich sedieren."</blockquote>Tränen laufen mir lautlos über die Wangen, als ich das Telefonat mit dem Versprechen, mich später erneut zu melden, beende. Die Kinder stürmen fröhlich lärmend herein. Mein guter Vorsatz vom Samstag - zu spät. Die Ereignisse waren schneller.<br />
<br />
Meine bewährte Krisenmanagement-Mentalität schlägt durch. Innerhalb der nächsten halben Stunde plane und organisiere ich, dann sind weitere Urlaubstage mit unseren Chefs abgeklärt, die Kinder aus dem Kindergarten abgemeldet, die Schwiegereltern erneut um ein Schlafplätzchen gebeten, alle dringenden Büroangelegenheiten eingetütet, - die Wäsche dreht ihre Kreise in der Miele. Morgen Mittag können wir wieder starten. Nur noch die engsten Familienmitglieder informiere ich, dann legen wir uns erschöpft zum Schlafen ins Bett.<br />
<br />
<blockquote><blockquote><blockquote><br />
</blockquote></blockquote></blockquote>Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-56499936643178356702011-05-02T09:26:00.000+02:002011-05-02T09:26:15.449+02:00Die VergangenheitMeine Mutter ist Jahrgang 1945 - kurz nach dem Krieg in einer Hauptstadt im Europäischen Ausland zur Welt gekommen. Schon früh zeigt sie einen gesteigerten Ehrgeiz in Schule und Sport; in den Ferien fährt die ganze Familie zum Zelten nach Deutschland und lernt dort nach und nach andere deutsche Familien kennen. Mit 12 Jahren weiß meine Mutter, daß sie später einmal in Deutschland leben möchte. Sie ist ganz fasziniert davon, dass alles so sauber ist, und dass die Menschen so pünktlich sind. Es ist die Zeit des deutschen Wirtschaftswunders.<br />
<br />
Zum Deutschkurs fährt sie mit den Freundinnen alleine nach Heidelberg - Jahr für Jahr. Sie möchte am liebsten sofort dort bleiben, doch ihre Mutter verlangt einen Schulabschluss, bevor sie ins Ausland darf. 1964 ist es dann soweit: Meine Mutter hat ihr Wirtschaftsabitur in der Tasche. Monate später ist sie auf dem Weg nach Heidelberg. Sie belegt einen Kurs "Deutsch für Ausländer" an der Uni und arbeitet im Amerikanischen Hauptquartier als Sekretärin.<br />
<br />
1968 entschließt sie sich spontan mit zwei Freunden nach London zu gehen. Es sind die "Swinging Sixties" - die Beatles, die Rolling Stones, Musicals wie "Hair" etc. machen London zu einer quirligen, unglaublich lebendigen Stadt. Meine Mutter fühlt sich spontan wohl: Sie wohnt - mit anderen alleinstehenden Frauen - in einem großen Haus und hat ihr eigenes Zimmer. Sie belegt einen Kurs "Englisch für Ausländer" an der Uni und findet u. a. eine Anstellung als Kellnerin im "Swiss Center" - hier arbeiten junge Leute aus allen Nationen im Service und in der Küche. Meine Mutter ist wohl das, was man landläufig als "heißen Feger" bezeichnet: Lange schlanke Beine in langen Stiefeln, Minirock, toupierte lange Haare - die Schar der Verehrer ist groß.<br />
<br />
An Weihnachten 1969 lernt sie meinem Vater kennen. Er ist ebenfalls als Kellner im "Swiss Center" beschäftigt und fährt einen weißen Käfer. Gemeinsam unternehmen sie Ausflüge in die englische Countryside. Sie finden zusammen und bleiben zusammen. Der gutaussehende Deutsche hat das Rennen u. a. gegenüber einem blassen Engländer und einem prickelnden französischen Koch gemacht.<br />
<br />
1971 gehen die beiden nach Lausanne, in die Schweiz. Beide finden Anstellung in einem renommierten Hotel; wieder belegt meine Mutter einen Kurs an der Uni: "Französisch für Ausländer". Zwei Jahre später verlegen sie ihren Wohnort endgültig nach Deutschland: Im Januar 1973 wird geheiratet. Während mein Vater sich in den folgenden Jahren eine gastronomische Führungsposition aufbaut, und die Familie mehrfach umzieht, bringt meine Mutter zwei Kinder zur Welt und lebt das typische Hausfrauendasein der 70er Jahre.<br />
<br />
Dieses endet jäh im Jahre 1989. Schon seit längerem mehrten sich die Anzeichen für eine endgültige Trennung zwischen den beiden. Dann kommt es zum klassischen Break down: Schulden, Fremdgehen, Scheidung. Die Kinder sind inzwischen in der Pubertät - dürfen frei entscheiden, bei wem sie bleiben. Das behagliche, wohlsituierte Leben ist plötzlich vorbei. Ein schlimmer Rosenkrieg um Unterhaltszahlungen für Frau und Kinder entbrennt für Jahre.<br />
<br />
Nach 17 Jahren des Hausfrauen-Daseins sieht der Beschluss der Scheidungsurkunde eine Wiederaufnahme einer beruflichen Tätigkeit für meine Mutter vor. Inzwischen hat das Computer-Zeitalter begonnen - die ersten 4-86er bevölkern deutsche Haushalte. Sie nimmt an einem einjährigen Interations-PC-Kurs teil: Lernt FIBU, Word, Excel und weitere nützliche Dinge. Es macht Ihr Spaß, sie trifft Frauen in der gleichen Situation, hebt sich bald durch große Motivation und sehr gute Noten von der Masse ab.<br />
<br />
Anfang der 90er bekommt sie durch eine Zeitarbeitsfirma ihren ersten Zeitarbeitsvertrag im Studentensekretariat der Universität. Nur wenig später erhält sie eine unbefristete Anstellung mit einem Gehalt nach dem TVöD. Ein wahrer Segen, denn in den kommenden Jahren verlassen beide Kinder das Haus zum Studium, sie sorgt gut für beide. - Sie macht sich auch auf ihrer neuen Arbeitsstelle bald einen Namen: Als rechte Hand des Leiters unterstützt sie bei der Organisation, bald übersetzt sie freiwillig und unentgeltlich Zeugnisse deutscher Studenten in andere Sprachen oder ausländische Zeugnisse ins Deutsche. Trotz ihrer Einzelkämpfer-Mentalität und ihrer wirtschaftlich geprägten, teilweise unorthodoxen Arbeitsweise baut sie sich ein Netzwerk unter Mitarbeitern, Professoren und Studenten auf, die sie alle sehr schätzen. Besonders bei jüngeren Leuten ist sie durch ihre unkonventionelle Art sehr beliebt.<br />
<br />
Im Jahre 2000 hat sie die Scheidung endgültig hinter sich gelassen: Die Kinder sind aus dem Haus, sie geht wieder tanzen, besucht Konzerte, trifft sich mit Freundinnnen, plant die erste Amerika-Reise zu den Verwandten - ein Vorhaben, das Jahre zuvor durch das Treffen meines Vaters in England nie zustande gekommen ist. Sie schmiedet erste Pläne für die Zeit "in der Rente" - möchte reisen, Enkelkinder haben - und - wie in Amerika üblich - auch noch nebenbei arbeiten gehen.<br />
<br />
Im Mai desselben Jahres verliebt sie sich wieder - und geht eine heiße Affäre mit einem Arbeitskollegen ein. Sie ist wieder jung und macht verrückte Sachen: Nächtliches Nacktbaden im angrenzenden See, ausgedehnte Sekt-Picknicks im Botanischen Garten während der Mittagspause, zahlreiche Kurzausflüge in die Natur, entspannte Konzertbesuche....<br />
<br />
Aus der Affäre wird in den kommenden Jahren eine feste Bindung. Meine Mutter wird wieder zur Malerei inspiriert, kopiert stundenlang Künstler wie Monet, spielt wieder regelmäßig Klavier, nimmt zum erstenmal Gesangsstunden. Schließlich treten sie gemeinsam bei Weihnachtsfeiern und Geburtstagen in Seniroenheimen auf, und veranstalten Ausstellungen mit eigenen Bildern.<br />
<br />
To be continued....Unknownnoreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-5004263667900093759.post-30787876299718953852011-04-29T20:13:00.000+02:002011-04-29T20:13:34.292+02:00Herzlich Willkommen!Meine Mutter ist krank - unheilbar. Morbus Pick. Frontotemporale Demenz. Mit Symptomen im zweiten Stadium. Die Diagnose fiel vor sechs Monaten.<br />
<br />
Sie ist 66 Jahre alt, seit zwei Jahren pensioniert - und hat Ihr Leben lang davon gesprochen, was sie im Rentenalter alles tun wollte.<br />
<br />
Sechs Jahre lang habe ich gegenüber Dritten geäußert, daß meine Mutter nicht mehr der Mensch ist, den ich in meiner Kindheit kannte. Sechs Jahre lang hat sie der Familie das Leben zur Hölle gemacht. Sechs Jahre lang haben wir tatenlos zugesehen und uns dann teilweise zum Selbstschutz zurückgezogen. Warum habe ich nicht (früher?) gehandelt? Warum habe ich nicht früher begriffen, was wirklich mit ihr los ist? Aber - hätte das was geändert? Hätte ich etwas geändert/ändern können?<br />
<br />
Jetzt bin ich für sie verantwortlich - wie für meine Kinder. Und plötzlich habe ich so etwas wie ein Kind mit "I-Status" - doch ohne Hoffnung auf Besserung. Der Weg, der vor uns liegt, verheißt nichts Gutes - doch eine Umkehr gibt es nicht mehr, doch begleiten werde ich sie - bis ins Unvermeidliche.<br />
<br />
Dies hier soll Ihr Diary werden. Ich werde berichten, wer sie war und wie sie zu der Person wurde, die sie heute ist. Ich werde berichten, wie es ihr bei fortschreitendem Krankheitsverlauf ergeht. Ich werde berichten... für alle diejenigen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden oder bald sein könnten... für meine Kinder, die heute zu klein sind, um das ganze Geschehen zu begreifen...für mich.Unknownnoreply@blogger.com0